Wer sich die Musik erkiest,
hat ein himmlisch Werk gewonnen;
denn ihr erster Ursprung ist
von dem Himmel selbst genommen,
weil die lieben Engelein
selber Musikanten sein.
Von Martin Luther (1483-1546) sei es nicht, der Reformator werde fälschlicherweise als Autor dieses Gedichts genannt, meint der Theologe Christofer Frey (*1938) auf einer Website über falsch zugeschriebene Zitate. In der Weimarer Werkausgabe von Luthers Schriften komme das Wort «erkiesen» nur fünfmal vor und jedes Mal im Zusammenhang mit der Wahl eines Richters oder eines Partners. Nirgends sei aber davon die Rede, dass sich jemand «die Musik erkiest» habe. Also stammt das Gedicht, nach dessen zweiter Zeile die kommende Ausstellung im Museum Fram benannt ist, nicht von Luther. Aber vielleicht von Eduard Mörike (1804-1875), wie auf einer andern Website zu lesen ist? Nein, der schwäbische Pfarrer und Dichter («Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte…») hat es auch nicht geschrieben, nur abgeschrieben, und zwar vom «Kasten der Orgel in Güglingen». Dass der wahre Autor Erdmann Neumeister (1671-1756) war, dürfte Mörike wohl nicht gewusst haben. Neumeister war Theologe und schuf zum Beispiel Texte zu Kantaten, die auch von Johann Sebastian Bach vertont wurden. Seine Version des Gedichts lautete leicht anders. Dem Versmass zuliebe empfiehlt es sich, das Wort «Musik» auf der ersten Silbe zu betonen.
Wer die Musik sich erkiest
Hat ein himmlisch Gut bekommen,
Denn ihr erster Ursprung ist
Von dem Himmel selbst genommen
Wenn einst in der letzten Zeit
Alle Ding wie Rauch vergehen
Bleibet in der Ewigkeit
Doch die Musik noch bestehen,
Weil die Engel insgemein
Selbsten Musikanten seyn.
Ob «himmlisch Gut» oder «himmlisch Werk» – die Schaffung der Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln war ein gutes Werk. Mitbegründet hat es in der Mitte des 19. Jahrhunderts P. Gall Morel. Ihm wird eine ganze Abteilung der Ausstellung gewidmet sein. Das «gute Werk» in jüngerer Zeit fortgesetzt hat P. Lukas Helg, Co-Kurator der Ausstellung. Er betreut die Musikbibliothek seit über 40 Jahren.
Bitte tragen Sie Ihren Namen und Ihre E-Mail Adresse ein.
ÖFFNUNGSZEITEN
Auf Anfragen
ADRESSE
Museum Fram
Eisenbahnstrasse 19
8840 Einsiedeln
Telefon: +41 55 412 91 30
info@fram-einsiedeln.ch
© 2022 Museum Fram. Stiftung Kulturerbe Einsiedeln