Radio SRF 1 wollte kürzlich wissen, welches bei seinen Hörerinnen und Hörern das beliebteste Kinderbuch sei. Die Antwort war überraschend klar: «Das Rösslein Hü» von Ursula M. Williams. Auf den Plätzen zwei und drei folgten «Die kleine Hexe» von Otfried Preussler und «Die Turnachkinder» von Ida Bindschedler.
Um herauszufinden, ob die Geschichte über das Holzpferdchen bei den Kindern auch heute noch ankommt, ging die Moderatorin Christina Lang kurz vor Pfingsten zu Primarschülern ins Schulhaus Schanzengraben in Zürich, und siehe da: auch sie liessen sich von dieser 80 Jahre alten Geschichte fesseln und berühren.
«Das Rösslein Hü. Seine lustigen und gefährlichen Abenteuer» erschien 1938 im Einsiedler Benziger Verlag, übersetzt von einem völlig unbekannten 22-jährigen Rapperswiler namens Franz Caspar. Er hatte sein Studium unterbrochen, um bei Benziger eine Verlagslehre zu absolvieren. Mit dem englischen Kinderbuch, das die britische Autorin Ursula M. Williams geschrieben hatte, als sie ihr erstes Kind erwartete, bescherte er dem Verlag einen richtigen Longseller. Vor wenigen Jahren erst kam das Buch bei Orell Füssli neu heraus, weil die Nachfrage bis heute anhält.
Drei Jahre nach der Veröffentlichung des «Rösslein Hü», 1941, wanderte Franz Caspar nach Südamerika aus. Er arbeitete fünf Jahre lang als Entwicklungshelfer in Bolivien und erforschte in Brasilien die Kultur der Tupari-Indianer. Über diese Erlebnisse und Erfahrungen berichtete er im Buch «Allein unter Indios». 1949 kam er nach Europa zurück und nahm sein Studium der Ethnologie, Psychologie und Politikwissenschaft wieder auf.
Vielleicht litt er in den Jahren danach unter Fernweh und hat deshalb 1953 eine Fortsetzung des «Rösslein Hü» geschrieben. Aber dieses Mal war es keine Übersetzung, sondern eine eigene Schöpfung: «Das Rösslein Hü zieht wieder in die Welt». Und damit hatte Benziger erneut einen Bestseller. Franz Caspar selber zog allerdings nicht mehr in die Welt hinaus, sondern arbeitete als Lektor für Jugendbücher beim Sauerländer Verlag. Er lektorierte aber nicht nur, sondern schrieb 1959 wieder ein Buch, das vom Orell Füssli Verlag vor drei Jahren ebenfalls neu herausgegeben wurde: «Fridolin – Eine lustige Geschichte für Kinder».
Zeit seines Lebens engagierte sich Franz Caspar für das Kinder- und Jugendbuch. Und so gründete er denn in Zürich vor genau 50 Jahren das «Schweizerische Jugendbuch-Institut» als Teil der «Johanna Spyri-Stiftung». Franz Caspar starb 1977.
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