6. Januar 2020
Der Benziger Verlag im Historischen Lexikon der Schweiz

Aquarell-Zeichnungen des Benziger Verlags zieren derzeit prominent die Homepage des Historischen Lexikons der Schweiz (HLS). Das HLS ist ein Mammutprojekt: Zwischen 2002 und 2014 erschienen je 13 dicke gedruckte Bände auf Deutsch, Französisch und Italienisch mit rund 36’000 Artikeln zur Schweizer Geschichte. Vor rund einem Jahr dann lancierte das HLS sein digitales Alter ego, welches das Projekt in die Zukunft führen soll.

Dazu gehört auch ein Pilotprojekt zu Einsiedeln. Es umfasst im Kern 21 reich illustrierte Artikel zum Benziger Verlag, der Verlegerfamilie Benziger und dem Einsiedler Zweig der Familie Bettschart. Einige der behandelten Personen und Themen waren in einer kürzeren Version bereits in der gedruckten Version vertreten, andere fanden neu Eingang in eines der wichtigsten Medien des historischen Gedächtnisses der Schweiz, darunter Artikel zur Unternehmerin Josefa Meinrada Benziger (1835–1908), zum Kunsthistoriker Pater Albert Kuhn (1839–1929) oder dem Einsiedler Politiker August Karl Bettschart (1885–1956).

Ein nationales Bildgedächtnis

Bereits 1998, vier Jahre vor der Veröffentlichung des ersten gedruckten Bands, begann die Redaktion des HLS, Artikel online zu stellen und ein elektronisches HLS aufzubauen. Das HLS wurde so bereits um die Jahrtausendwende und bevor Wikipedia auf die Bühne trat und den Markt für Enzyklopädien umpflügte, zu einem interaktiven Werk.

Die sinnvollen Digitalisierungsprojekte (man spricht im Jargon gerne auch von «digitalen Infrastrukturen») sind jene, welche die digitalen Möglichkeiten nutzen, ohne Unendlichkeitsphantasien zu verfallen, die traditionell mit der Digitalisierung einhergehen. Das heisst beispielsweise: intuitiv verständliche Oberfläche und übersichtliche Navigation, kostenlose und langfristige Zugänglichkeit, stabile Verlinkungen und standardisierte Metadaten.

Bislang war das e-HLS jedoch kein vollwertiger Ersatz für die gedruckte Version. So waren beispielsweise Illustrationen bis anhin fast ausschliesslich über die vom Historiker Thomas Maissen als «nationales Bildgedächtnis» bezeichnete Printausgabe zugänglich. Früher bestimmten die Logik der gedruckten Bände und das Alphabet die Entwicklung, nun möchte sich das HLS «in erster Linie am Forschungsstand der Geschichtswissenschaft orientieren».

Verfasst hat die Artikel Heinz Nauer, teils auf Grundlage seiner Dissertation «Fromme Industrie. Der Benziger Verlag Einsiedeln 1750–1970», teils auf Basis neuer Recherchen. Die Illustrationen wie auch die Literaturgrundlage stammen grösstenteils aus der Sammlung des Museums Fram.

 

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PS: Neu im HLS vertreten ist nun übrigens auch ein Personenartikel zu Ruedi Bettschart (1930-2015), der zusammen mit seinem Jugendfreund Daniel Keel (1930-2011) über Jahrzehnte die prägende Figur im Diogenes Verlag war. Ruedi Bettschart sorgte 2003 mit der Gründung der Stiftung Kulturerbe Einsiedeln auch für die langfristige Bewahrung des Nachlassarchivs des Benziger Verlags.