15. September 2023
Upcycling alter Kinderbücher – Eine Liebeserklärung an die Wombels

Als der Benziger Verlag im Jahr 1974 die Geschichten von den Wombels von Käthe Recheis (1928-2015) zum ersten Mal aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen liess, ahnte er wohl noch nicht, dass die Umweltbotschaft dieser Kinderfiguren auch heute noch aktuell sein würde. Vor allem im Hinblick auf das Littering und die damit verbundenen Probleme für die Umwelt. Denn Wombels sind lustige, spitznasige, teddybärenähnliche Wesen, die in Höhlen leben und täglich den Abfall einsammeln, den die Menschen hinterlassen. Aus allem, was sie finden, machen sie etwas Neues. Ihr Ziel ist es, die Natur zu schützen.

Die Autorin Elisabeth Beresford (1926-2010) erfand die Wombels, als sie bei einem Weihnachtsspaziergang im Londoner Wimbledon Common Park auf viel Müll stiess. Zu Hause bastelte sie mit ihren Kindern aus den Weihnachtsverpackungen die Figuren und schrieb die Geschichten dazu. Der Name «Womble» soll aus einem Versprecher eines ihrer Kinder entstanden sein, das «Wimbledon» fälschlicherweise als «Wombledon» aussprach. Das erste Buch über die Wombels erschien im Jahr 1968. Der Erfolg war so gross, dass die Wombels mehrere Male verfilmt wurden und heute sogar über eine eigene Website verfügen, mit der sie die verschiedenen Umweltkampagnen in Grossbritannien unterstützen.

In diesem Frühjahr hat sich Herr Marc Buchtmann bei uns gemeldet, um zu erfahren, ob wir in unserem Archiv Unterlagen über die Entstehung der Bücher haben, denn er hat aus seiner kindlichen Liebe zu den Wombels heraus zusammen mit einer Freundin Hörbücher zu diesen Geschichten produziert. Wie er dazu gekommen ist, hat er uns in einem persönlichen Bericht erzählt:

«Ehrlich gesagt – eigentlich kann ich mich gar nicht wirklich erinnern, wieso oder wodurch ich auf die Wombels aufmerksam wurde. Ich stand als Schüler einfach in der Schulbücherei vor einem der unzähligen Regale und zog das Buch heraus. Das Buch mit Grossonkel Bulgarien, Tobermory, Tomsk, Madame Cholet, Orinoco und natürlich Bungo. Von denen ich bis dato noch nie etwas gehört hatte. Ich ahnte ganz und gar nicht, eine lange Geschichte mit nach Hause zu nehmen.

Die Wombels sind da fesselte mich von der ersten bis zur letzten Seite. Die Autorin Elisabeth Beresford versteht es, Kinder mit ihren Geschichten in eine Art reale Traumwelt zu entführen. Dabei vermittelt sie wichtige Themen wie Umweltbewusstsein, Gemeinschaft und Ehrlichkeit auf so nette und lustige Weise, dass sich Jugendliche und Erwachsene sicher ebenfalls angesprochen fühlen. Auch wenn sie es nicht zugeben – wollen.

Mehrfach entlieh ich mir das Buch. Bis die Bücherei es eines Tages auf dem «Ramschtisch» für 50 Pfennig Kaufpreis aussortierte. Entschlossen kaufte ich meine alte Kinderliebe und wollte mich zudem – inzwischen als junger Erwachsener – mehr mit der Geschichte der Wombels beschäftigen. Damals – es gab ja noch kein Internet – fand ich nur heraus, dass es ein zweites Buch mit dem Titel Geschichten von den Wombels gab. Und dieses Buch enttäuschte mich sehr. Viele der bekannten Charaktere aus dem ersten Buch hatten plötzlich andere Namen. So heisst Tobermory zum Beispiel Trinidad und Madame Cholet nun Madame Paris. Das geht gar nicht! Und machte das Buch und eventuelle weitere für mich uninteressant. So kramte ich von Zeit zu Zeit das erste Buch aus dem Schrank, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Der nächste Teil der Geschichte entstand genauso zufällig wie der Anfang. Im Zeitalter von Hörbüchern spukte mir die Idee im Kopf herum, auch aus dem Buch der Wombels ein solches zu machen. Irgendwann sprach ich mit einer Freundin darüber. «Machen wir! Ich lese, und du, Tobermory» grinste sie, «machst die Technik.» Wir trafen uns nachmittags, um das Buch einzulesen und das Hörbuch zu erstellen. Das Ergebnis begeisterte uns so sehr, dass wir gleich mit dem zweiten Buch weiter machten. «Und die falschen Namen», sagte meine Freundin, «die tauschen wir einfach gegen die richtigen aus. So, wie sie im englischen Original sind.»

Inzwischen haben wir alle vier Bücher der deutschen Übersetzung als Hörbuch gelesen und hübsch zurecht gemacht. Technisch sicherlich überholt, aber von der Thematik mindestens noch genau so aktuell wie zum Erscheinungszeitpunkt, könnten wir uns eine Neuauflage der knuffigen Wombels sehr gut vorstellen. Vielleicht findet sich ein Verlag, der Interesse an unseren Hörbüchern hat? Bis dahin freuen wir uns über jeden, der an den Hörbüchern Gefallen findet.»

 

Die Hörbücher kann man als CDs bei Herrn Marc Buchtmann bestellen: m.buchtmann@t-online.de